Ein Pfundsstück der Geseker Landfrauen
Pfundkuchen habe eine lange Geschichte. Wirklich. Die geht bis in das 16. Jahrhundert zurück. Im deutschen Raum heißen sie auch oft Eischwerkuchen, weil man das Gewicht der Eier (mit Schale) dabei in ein gleiches Verhältnis mit Mehl, Zucker und Butter setzt. Dadurch ist die Teigmenge frei skalierbare. Ziemlich raffiniert.
Klassischerweise wird kein Backtriebmittel für diesen Kuchen eingesetzt (gab es ja auch nicht), heute nehmen wir schon etwas Backpulver zur Hilfe.
Das schöne an Pfundkuchen: Wer ihn beherrscht, beherrscht 100 Kuchen. Man kann ihn mit Nüssen, Kokos, Zitrone, Schokolade, Orange, Gewürzen und vielem mehr ergänzen (Vorsicht mit Flüssigkeiten! Das ist was für erfahrene Bäcker) und hat immer neue Variationen.
Auch wenn der Name die Zutaten, zumindest in der Menge, schon vorgibt, liegt diesem Rezept jedoch das Hexenkochbuch der Geseker Landfrauen zu Grunde.
Leider ist diese wunderbare Küchenbibel, die mir von Kindheitstagen an vertraut war, heute nur noch antiquarisch zu erwerben. Aber wenn ihr eines habt, wisst ihr, welche Nostalgie damit einher geht.
Meine Mutter hat diesen Kuchen früher sehr oft gebacken, allein schon weil er so schnell geht und man die Zutaten fast immer da hat.
Ich erinnere mich auch noch an ein sehr einprägsames Erlebnis, als meine Mutter ein Exemplar für den Ponyhof, auf dem ich reiten lernte, gebacken hatte. Sein Ruhm eilte dem Kuchen voraus, denn einer der Söhne des Hauses kam uns schon mit dem Kuchenmesser entgegen, kaum dass wir durch die Pforte waren.
Die Teigausbeute aus dem Originalrezept ist sehr hoch. So manche Springform quillt da über. Ich habe aber festgestellt, dass er, wenn man die Menge halbiert, perfekt in eine Gugelhupfform passt. Darum heißt er auch (Halber) Pfundkuchen.
Auch wenn ich meinen Lesern durchaus zutraue das umzurechnen, schreibe ich die halben Mengenangaben dennoch in Klammern hinter die Originalangaben. Service und so.
In Frankreich heißt der Kuchen übrigens Quatre Quart. In Französisch klingt doch einfach alles eleganter.
Zutaten
Für einen (halben) Kuchen
- 500 (250) g Butter
- 500 (250) g Zucker
- 1 (1/2) Päckchen Vanillezucker
- 10 (5) Eier
- 500 (250) g Mehl
- 1 (1/2) Päckchen Backpulver
- Fett für die Form
- Puderzucker zur Dekoration
Außerdem benötigen wir:
- Küchengitter
- Gugelhupf oder Springform
- Handrührgerät oder Küchenmaschine
Zubereitung
Die Zubereitung ist wirklich denkbar einfach.
Wir heizen den Backofen auf 180 °C Umluft vor und Schieben den Rost in das untere Drittel des Backofens.
Butter mit Zucker und Vanillezucker mit der Küchenmaschine oder dem Handrührgerät schaumig schlagen. Eier, Mehl und Backpulver unterrühren. Mehl dabei erst zum Schluss und nicht zu stark einarbeiten. Denkt an die Gluten! Den Kuchen wollen wir luftig halten.
In eine gut gefettete Gugelhupfform geben und ca. 40 Minuten backen, gegebenenfalls Stäbchenprobe machen.
Gut auskühlen lassen und stürzen. Mit Puderzucker bestäuben.
Bon Appétit!
Der Pfundkuchen ist im Übrigen auch die Hälfte des Themas der Episode „That’s the Drill“ meines Podcasts Plattenteller auf meinmusikpodcast.de. Hört doch mal rein und hinterlasst meinem Kollegen Rob und mir gerne eine Rezension auf Apple Podcast und wo es sonst noch möglich ist.